FRAUEN-NATIONALTRAINER MARTIN ALBERTSEN VERLÄSST DEN SHV
- Input Thomas - Titel: Der Rücktritt von Martin Albertsen kann auch Luft zum atmen bringen
- Inhalt gross Thomas: Man muss nicht lange drum herum reden - nicht alle sind über den Weggang von Martin Albertsen unglücklich. Auch ich gehöre zu diesen Stimmen. Zuviel hat man mitbekommen - oder eben nicht mitbekommen. Dazu kommen persönliche Inputs im Rahmen meiner ehemaligen Trainertätigkeit, was meine Meinung über MA nicht wirklich zum Jubeln gebracht hätte. Es ist nicht alles schlecht, was der scheidende Nationaltrainer gemacht hat. Seine Art das Umfeld für Höheres zu begeistern und daran zu glauben ist bewundernswert. Die Leitung des OYM hat sicherlich optimal begonnen. Mit dem Wegzug der Familie zurück nach Dänemark, dem damit verbundenen seltenen Erscheinen des Nationaltrainers Vorort im OYM hat aber viele Leute vor den Kopf gestossen. Verstanden haben sehr viele das nicht wirklich. Dass dann bei einem Bericht des SRF erwähnt wird, dass MA täglich in der Halle steht und die Jungtalente trainiert war aber dann doch zu viel. Ich könnte hier noch einiges von mir geben - lasse es aber sein und nehme dankend zur Kenntnis, dass sich für die Schweizer Nationalmannschaft im Hinblick auf die EM 2024 weite Tore öffnen und insbesondere erfahrene Spielerinnen hoffentlich den Weg wieder zurück in die Nationalmannschaft finden. Dabei denke ich nicht nur an Xenia Hodel.. Wer wird nun neuer Nationaltrainer? Keine Ahnung - aber der Vertrag von Urs Mühlethaler beim HSC Kreuzlingen als Sportchef läuft ja aus. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass er als Interimslösung bis zur EM 2024 das Team übernehmen könnte. Es wäre sicherlich ein Bruch mit der Philosophie, wie sie bisher geherrscht hat. Seine Aussage anfangs Saison, dass man aufpassen muss, die SPL1 nicht zur «U20-Juniorinnen-Liga» mutieren zu lassen würde wohl darauf hindeuten, dass es auch wieder vermehrt erfahrene Nationalspielerinnen geben würde. Also hin zur Nationalmannschaft mit den besten Spielerinnen der Schweiz und nicht den besten TOP-Jungtalenten vom OYM. Man darf mich nicht falsch verstehen; die Spielerinnen am OYM sind sehr talentiert, haben enorm viel Potential, investieren alles für diesen Handballsport und gehören zweifellos in eine Nationalmannschaft. Stellt sich einfach die Frage - in welche? Müssen sie jetzt schon im A-Team fester Bestandteil sein, tragende Rollen übernehmen oder darf man sich die Sporen auch noch zuerst in der SPL1 oder gar Ausland abverdienen..? Wir sprechen hier von 17, 18, 19 jährigen Spielerinnen. Auf alle Fälle - es wird spannend... - ...und zum Glück habe ich ja nichts zu sagen!
- Beitrag Obertitel: Frauen Handball Nationalmannschaft
- Beitrag Kurzinfo: Sein Rücktritt hinterlässt eine grosse Lücke - das sehen zum Glück nicht alle so.
- Beitrag Autor: Quelle: Raphael Bischof (Text), Adrian Ehrbar, Alexander Wagner, EHF (Fotos)
Martin Albertsen, Cheftrainer des Frauen-A-Nationalteams, der CONCORDIA Handball Akademie Frauen und des Frauen-U20-Nationalteams, verlässt den Schweizerischen Handball-Verband (SHV) nach dieser Saison.
Der SHV und Martin Albertsen gehen ab der neuen Saison getrennte Wege. Der Däne, der beim Verband noch einen Vertrag bis Ende Jahr 2024 hat, setzt seine Trainer-Karriere bei einem europäischen Spitzenklub fort. Die involvierten Parteien geben den neuen Arbeitgeber von Albertsen aus vertraglichen Gründen erst anfangs Juni bekannt.
Martin Albertsen hatte seinen Wechsel-Wunsch den Verantwortlichen vor einigen Tagen mitgeteilt. Nach einer genauen Analyse der Situation konnten sich nun alle Seiten auf die vorzeitige Auflösung des Vertrages beim SHV einigen, über die Ablösemodalitäten vereinbaren der Verband und der betreffende Klub Stillschweigen.
Der Abschied fällt Albertsen nicht leicht. «Ich möchte mich beim Verband und der ganzen Handball-Schweiz für fünf tolle Jahre bedanken. Ich bin stolz – sowohl auf die Leistungen der National- als auch auf jene der Akademiespielerinnen. Der Schweizer Frauen-Handball hat in den vergangenen Jahren auf europäischer Ebene ein Ausrufezeichen gesetzt. Die Zukunft sieht sehr rosig aus. Die Chance, die sich mir nun aber bietet, kommt vielleicht nur einmal im Leben.»
Albertsen fügt noch einen speziellen Dank an: «Ich möchte an dieser Stelle auch die Arbeit aller Co-Trainer*innen und sonstigen Bezugspersonen sowohl auf Stufe Nationalmannschaften als auch in der Akademie herausstreichen. Ohne sie wären die Schweizer Erfolge nicht möglich gewesen.»
Der 49-jährige Däne coachte die Frauen-Nationalmannschaft seit 2018. In den ersten beiden Jahren war er parallel dazu auch Trainer des aktuellen deutschen Meisters SG BBM Bietigheim. Dieses Amt legte er im Sommer 2020 nieder und wechselte in einem 100%-Pensum zum SHV – neben dem Job als A-Nationaltrainer übernahm Albertsen auch die Leitung der im August 2020 eröffneten CONCORDIA Handball Akademie Frauen. Seit dieser Saison fungierte er überdies auch als Frauen-U20-Nationaltrainer.
Zentralpräsident Pascal Jenny bedauert den Abgang von Martin Albertsen. «Im ersten Moment erfasste mich eine grosse Enttäuschung, dass unser erfolgreicher Trainer Martin Albertsen aus einem laufenden Vertrag anderthalb Jahre vor der Heim-EM abgeworben wird. Nach dem offenen Gespräch mit Martin freute es mich jedoch, ihm diese Chance zu ermöglichen. Zumal auch alle unsere Vorgaben für eine frühzeitige Vertragsauflösung erfüllt wurden. Martin wird eine Lücke hinterlassen. Diese bietet dem Schweizer Frauen-Handball auch Möglichkeiten für neue Inputs. Wir denken als Verband in Chancen. Martin kann ich nur von ganzem Herzen für seine überragende Arbeit beim SHV danken.»
Chef Leistungssport Ingo Meckes fügt an: «Ich bedanke mich bei Martin für die stets offene, erfolgreiche, konstruktive und freundschaftliche Zusammenarbeit. Er hat entscheidend dazu beigetragen, den Frauenhandball in der Schweiz auf ein neues Level zu hieven. Nun wartet eine in seiner Trainerkarriere vielleicht einmalige Chance auf ihn.»
Unter Martin Albertsen erlebte der Schweizer Frauen-Handball einen grossen Aufschwung. Die Vorwärtsstrategie der Vereine in der SPAR Premium League (SPL) und die damit verbundene Professionalisierung führte die Schweiz in Kombination mit der Arbeit des 49-jährigen Dänen zu sofortigen Erfolgen. Nach Albertsens Amtsantritt 2018 schaffte es die Frauen-Nati auf Anhieb in die WM-Playoffs, etwas das diesem Team zuvor nie gelungen war. Im Frühjahr 2021 schnupperte es gegen Tschechien gar an der erstmaligen WM-Teilnahme. Ein Jahr später gelang den Schweizerinnen die Teilnahme an der EHF EURO 2022, an welcher man als krasse Aussenseiterin gestartet einen historischen Punkt gegen Kroatien holte und das Turnier auf Rang 14 abschloss.
Als Cheftrainer der CONCORDIA Handball-Akademie in Verbindung mit der Übernahme des weiblichen U20-Nationalteams hinterlässt Albertsen ebenfalls beeindruckende Spuren. Unter seiner Ägide schafften es zahlreiche Akademie-Spielerinnen in die A-Nationalmannschaft; mit Norma Goldmann (Bad Wildungen) und Alessia Riner (Neckarsulm) wechseln die ersten Abgängerinnen in diesem Sommer bereits in die erste Bundesliga nach Deutschland. Im weiblichen Nachwuchsranking der EHF wird die Schweiz inzwischen auf Rang 10 in Europa geführt.
Ganz beendet sind die Tätigkeiten von Albertsen beim Verband noch nicht. Bis Ende Saison leitet er nach wie vor die Akademie-Trainings, abschliessend wird er die Schweiz an der U20-EM in Rumänien vom 6. – 17. Juli 2023 coachen.
Mit dem Abgang des Dänen muss der Schweizerische Handball-Verband den Posten des A-Nationaltrainers, des U20-Nationaltrainers und des Akademie-Trainers neu besetzen. Die Suche nach einer Nachfolge-Lösung ist in vollem Gange, auch laufen Gespräche mit dem bisherigen Coaching-Staff bezüglich der neuen Situation. Der SHV wird Neuigkeiten zum gegebenen Zeitpunkt wieder kommunizieren.
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