Text: Stephan Santschi NZZ | Bild: Jürg Viert (25.02.24)
27. Februar 2024
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Spar Premium League
LK Zug wird von Spono Eagles auseinander genommen
Die Leistungen der Zugerinnen werfen Fragen auf. Man will - aber irgendwie schafft man es nicht.
Die Spono Eagles deklassieren Zug im Zentralschweizer Derby mit 35:25 – und feiern ein besonderes Comeback.
In der 16. Minute hallten Anfeuerungsrufe für Catherine Csebits von der Tribüne der Zuger Sporthalle. Die Rückraumspielerin der Spono Eagles betrat erstmals in dieser Saison den Platz, vor eindreiviertel Jahren hatte sie sich an selber Stelle schwer am Fuss verletzt. «Es ging so ziemlich alles kaputt, was in einem Fuss kaputtgehen kann», erklärt Nottwils Trainer Marco von Ow. «Sie braucht nun ihre Zeit, doch es ist sehr schön, dass sie wieder dabei bist.» Die Partie von Ende Mai 2022, in welcher Csebits damals ausfiel, war geschichtsträchtig: Im finalen Playoff-Finalspiel sicherten sich die Luzernerinnen mit einem 37:31-Sieg den sechsten Schweizer-Meister-Titel.
Am Sonntag herrschte keine Showdown-Atmosphäre, dafür ist es in dieser Saison noch zu früh, zur Sache ging es im dritten Finalrundenspiel der SPL 1 aber gleichwohl. Beide Teams kassierten zuletzt zwei Niederlagen in Serie und wollten sich mit einem überzeugenden Auftritt aus der Baisse bugsieren. Gelungen ist dies nur den Spono Eagles: Der 35:25-Sieg ist das klarste Ergebnis in diesem Zentralschweizer Derby seit fast zehn Jahren, Ende April 2014 hatte der LKZ mit 33:19 gewonnen. «Wir haben mit Schuss gespielt», meinte Flügelspielerin Mia Emmenegger. «So macht es Spass.»
Mia Emmenegger trifft und trifft und trifft
Die 19-jährige Linkshänderin zeigte ein weiteres Mal auf, weshalb sie in Europa ein begehrtes Talent ist – nächste Woche dürfte bekannt werden, zu welchem Klub im Ausland sie im Sommer wechseln wird. Gegenstoss um Gegenstoss lief Emmenegger, auch von ihrer Position auf Rechtsaussen ging sie immer wieder in den Abschluss, am Ende hatte sie aus zwölf Versuchen zwölf Tore erzielt. Sie stand dabei sinnbildlich für die Leistung Nottwils, das mit Tempo, Spielwitz und Treffsicherheit auftrat. «Wir hatten eine gute Energie auf dem Platz, so wollen wir spielen», befand Emmenegger.
Von Beginn weg legte Spono vor, nach 18 Minuten führten die Gäste erstmals mit vier Toren (11:7). Zur Pause war Zug wieder in Schlagdistanz (14:16), weil sich Spono etwas gar viele Strafen eingehandelt hatte. Der LKZ witterte seine Chance, die Bank bejubelte jeden Treffer frenetisch, um die zuletzt etwas abhandengekommenen Emotionen in die Akteurinnen auf dem Platz zu implementieren. Tatsächlich gelangen ein paar schöne Aktionen, der Dreher von Kyra Gwerder zum Beispiel, der Flieger von Celia Heinzer oder etwas früher im Spiel der Schlenzwurf von Leah Stutz. Alles in allem waren die Zugerinnen ihrem Dauerrivalen aber klar unterlegen. Die vielen Abgänge von Leistungsträgerinnen in den letzten Jahren (unter anderen Kähr, Scherer, Estermann, Cavallari, Goldmann, Riner) sind spürbar. «Uns mangelt es hinten und vorne an der Lockerheit. Wenn wir in Rückstand geraten, denken wir zu viel nach. Wir haben zu wenig Erfahrung», erklärt LKZ-Trainer Silvan Häfliger. Spono verteidigte derweil aggressiv, hatte mit Goalie Soraya Schaller einen grossartigen Rückhalt (45 Prozent Abwehrquote) und gefiel mit schnellen, breiten und entschlossen vorgetragenen Spielzügen.
Am Ende feierten die Nottwilerinnen einen Kantersieg, dem Trainer von Ow das Potenzial eines Türöffners zutraut. Nicht zuletzt, weil Spono aufgrund vieler Absenzen nur mit zwölf Frauen angereist war. Die meisten spielten durch, nur zwei Feldspielerinnen wurden eingewechselt (Stuttfeld, Csebits). Nuria Bucher (zuletzt krank) und Nachwuchsspielerin Alia Röösli blieben auf der Bank. «Wir glauben an uns, wir haben einen coolen Teamspirit», betont Mia Emmenegger. Soll es wie vor zwei Jahren zum Meistertitel reichen, müssen die Spono Eagles ihr Potenzial fortan aber konstanter abrufen.
Es fehlen wichtige Komponenten im Spiel der Zugerinnen
Gedanken von Thomas Huber
Topskorer auf der Bank
Der LK Zug ist wohl das einzige Team, welches ohne Topskorerin die meisten Partien beginnt. In den letzen Begegnungen spielte sie vermehrt auf RL - zur Topskorerin ist sie aber vorwiegend (als Rechtshänderin) auf RR gereift.Kreisläuferin sucht Passgeberinnen
Es fällt auf, dass praktisch keine Tore über die Kreisläuferpositionen erzielt werden. Nicht dass die Spielerinnen nicht treffen - nein, sie erhalten sehr wenige Bälle. Ein Trumpf, welcher vor Jahren (z.B. Geissmann, Pavic) den LK Zug ein Stück ausgemacht hat.Keine Gegenstösse
Der LK Zug lässt das in den letzten Jahren gefürchtete Gegenstossverhalten komplett vermissen. Eine Tugend, für welche die Zugerinnen berüchtigt gewesen sind und auf welche sich die Gegnerinnen gezielt einstellen mussten.Keine «schnelle Mitte»
Ebenso verhält es sich mit der «schnelle Mitte». Bei 35 Gegentoren ist die Anzahl dieses taktischen Mittels überschaubar.Der LK Zug wird Schritt für Schritt weitermachen um mittelfristig wieder unter den TOP2-Teams zu finden sein. Dafür braucht es sicher noch etwas Zeit. Für die Zugerinnen hoffe ich, dass die künftigen Partien von genau so grossem Erfolg gekrönt sein werden, wie der Wille mit welchem man die TOP4 erreichen möchte.